Buchcover
Yorck Kronenberg

Was war

Roman
2012
gebunden , 13 x 21 cm
168 Seiten
ISBN: 9783854208297
€ 19,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

Es gibt Sätze, die man früh gehört hat und die einen ein Leben lang begleiten. Vieles wird später vergessen und niemals mehr an die Oberfläche des Bewusstseins getragen. Manche anderen Eindrücke werden nach Jahren und Jahrzehnten wieder ahnbar, eine Melodie, ein Geruch, eine Folge von Bildern lassen das frühere Leben für kurze Momente durchscheinen. Gewisse Erinnerungen aber bewahren ihre Gegenwärtigkeit, kehren wieder und wieder und wandeln mit dem sich verändernden Menschen nur langsam und nur in Nuancen ihr Aussehen, während ihr Wesenskern unangetastet bleibt: Ein Halt? Eine Fessel? Und sind die solcherart im Gedächtnis fortlebenden Bilder getreues Abbild eines Beginns? Leitsätze? Oder behält das Sieb des Gedächtnisses seinen Besitz nach Kriterien zurück, die der wache Mensch belächeln müsste?
Mama erzählte von einem Pfarrer, der mit einem Freund eine Vereinbarung getroffen hatte: Derjenige, der zuerst sterben würde, sollte dem anderen Auskunft über den Tod geben. Der Pfarrer träumte, er stehe diesseits am Ufer. Ein Kahn, darauf die dunkle Silhouette des Verstorbenen, die sich langsam über den Fluss entfernt. Die stumme Frage des Pfarrers: »Wohin gehst du? Was erwartet dich? Gibt es noch Leben für dich?« Schweigend schüttelt der Tote den Kopf. Der Pfarrer, so sagte Mama, habe nach dieser Begebenheit den Glauben an Gott verloren.

Ein einsamer Urlaub in einem französischen Fischerdorf am Atlantik. Ein Mann beobachtet, was um ihn herum vorgeht, und wird allmählich Teil der Geschehnisse – obwohl er eigentlich Trauerarbeit leistet: das Dorf war vor Jahren schon eine Durchgangsstation auf einer Reise mit seiner Frau. Jetzt ist sie nicht mehr dabei.

Unter den Erinnerungen an den Sommer damals kommt aber eine ganz andere Geschichte an die Oberfläche: die 70er Jahre in einem Hochhaus einer deutschen Stadt, das Aufwachsen bei der Großmutter, eine Kindheit, die weitgehend frei ist von Katastrophen, aber die Angst vor dem Absturz, vor dem Ungewissen, vor dem sozialen Ausschluss nur allzu gut kennt.

Yorck Kronenberg deckt unter einem an der Oberfläche unbeschädigten Leben in spannenden Bildern und beklemmenden Schlüsselszenen die lauernden Abgründe auf. Während sein deutscher Urlauber sich selbst als 9-Jährigen und dazu auch die Geschichte seiner Familie aus der Vergangenheit holt, begegnet ihm am Atlantikstrand ein anderer kleiner Junge; die Schrecken von damals beginnen sich zu wiederholen …

Presse

»Der Autor (und Musiker) Yorck Kronenberg hat einen Roman geschaffen im Stile des Magischen Realismus: Aus realistischen Umständen wachsen phantastische Momente empor, die hier meist in Träume aufgelöst werden.« (Iris Kersten, Librithek)

»Was war ist eines jener Bücher, die uns noch einmal damit konfrontieren, wie prägend und stärkend am Ende die Menschen sein können, die unaufgefordert in unser Leben treten.« (Frank Keil, Switchboard)

»Nicht zuletzt die Musikalität der Sprache macht Kronenbergs Roman zu einem Lesevergnügen.« (EKZ)

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