Buchcover
Kurt Bartsch Gerhard Fuchs

DOSSIER 26: Norbert Gstrein

DOSSIER 26
2006
gebunden , 15 x 21 cm
ca. 260 Seiten
ISBN: 9783854207139
€ 31,00

HERAUSGEBER

  • Kurt Bartsch
  • Gerhard Fuchs

Gstreins erste Veröffentlichungen (Einer, 1988; Anderntags, 1989; Das Register, 1994, Der Kommerzialrat, 1995) waren im Umfeld seiner Tiroler Herkunft angesiedelt. Die provinzielle Sozialstruktur der Fremdenverkehrsgemeinden bietet in diesen Werken ihren Bewohnern keine Heimat, sondern lässt sie in innerer und äußerer Vereinsamung einen Passionsweg beschreiten, an dessen Ende die Auslöschung der sozialen und physischen Identität steht. Ausbruchsversuche von Außenseitern bleiben meist erfolglos, wie einem blinden Fatum unterworfen, taumeln die Figuren ihrer inneren oder äußeren Erstarrung entgegen.
»Wir müßten uns möglichst vor unzulässigen Verbindungen hüten, vor ohnehin klaren, scheinbar einsichtigen, und vor allem vor Kausalitäten«, heißt es in Gstreins moderner Schuldparabel Das Register. Die erstarrten Bilder, durch Sozialisation und individuelle Gewalt den Hirnen und Körpern eingeschrieben, können in der literarischen Beschreibung für Momente aufgelöst werden: im uneigentlichen Sprechen, im Dazwischen, im metaphorischen Verweis, im Andeuten, Auslassen und Verwischen, eben den Kennzeichen von Literatur.
Die Skepsis gegenüber der sprachlichen Darstellbarkeit von individueller und historischer Wahrheit bleibt auch bei den thematisch völlig anders gelagerten jüngeren Romanen (Die englischen Jahre, 2001; Das Handwerk des Tötens, 2003) Ausgangs- und Fluchtpunkt der literarischen Obsession. Nur im Akt des Ausbruchs behauptet sich individuelles Wollen, die rettende Lebenslüge schimmert durch die Lüge der Fiktion und umgekehrt. Die eigene Biografie ist eine konstruierte, die fremden Beschreibungen erscheinen als widersprüchliche Erklärungsversuche.

Dieser Band über Gstreins Werk enthält literaturwissenschaftliche Beiträge von Michael Braun, Gerhard Fuchs, Stefan Gmünder, Johann Holzner, Daniel Kruzel, Veronika Leiner, Robert Leucht, Sigurd Paul Scheichl und Anton Unterkircher, ergänzt durch ein Gespräch mit dem Autor, einem Rezensionsspiegel, einer umfangreiche Bibliografie und einem biografischen Abriss.

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