Buchcover
Antonio Fian

Was seither geschah

Dramolette II
1998
Handgebunden mit Leinenrücken in Schuber , 13 x 21 cm
144 Seiten
ISBN: 9783854204787
€ 110,00

AUTOREN

Textauszug

(Ein Amtszimmer. An einem Schreibtisch, einander gegenüber, die Beamten Pusavec und Nemecek. Sie spielen Karten.)

NEMECEK: Drei. Haltst?

PUSAVEC: Auf acht? Schau ich aus, als ob ich teppert bin? (Er wirft die Karten hin und notiert etwas auf einem Zettel.)

NEMECEK: Feigheit, dein Name ist Pusavec. – Was sagt die Schrift?

PUSAVEC: G’spannt acht.

NEMECEK: Du gibst.
(Pusavec nimmt die Karten, ordnet sie zu einem Päckchen, mischt und teilt. Es klopft.)

NEMECEK: Wer war heut angemeldet?

PUSAVEC (zuckt mit den Achseln. Laut): Herein!
(Eine junge dunkelhäutige Frau tritt ein.)

NEMECEK: Ah, da schau! Sie wieder.

DIE JUNGE FRAU: Bitte, ich –

NEMECEK: Wie oft sind S’ jetzt schon durchgefallen?

DIE JUNGE FRAU: Viermal. Aber ich –

NEMECEK: Ihre Nerven möcht’ ich haben. Höchste Zeit, daß dem Schlögl ein bißl Dampf dahinter kommt, weil so geht das ja wirklich nicht. Wenn jeder kommen kann, sooft er will, und ist wie Sie, kommen wir überhaupt nicht mehr aus dem Amt.

DIE JUNGE FRAU: Bitte, Sie müssen verstehen… Das Baby… Und vor vier Monaten ist mein Mann jetzt schon gestorben, und –

NEMECEK (zu Pusavec): Wird schon gewußt haben, warum. (Lacht.)

DIE JUNGE FRAU: Wenn ich die Staatbürgerschaft nicht –

PUSAVEC: Gnädigste, das geht uns nix an. Wir schauen nur, ob Sie Deutsch können, und wenn ja, kriegen Sie von uns eine Experdings –

DIE JUNGE FRAU: Expertise.

PUSAVEC: Genau, und dann können S’ einreichen.

DIE JUNGE FRAU: Ich kann Ihnen Zeugnisse vorlegen.

NEMECEK (zu Pusavec, höhnisch): Zeugnisse, no prack! (Zur jungen Frau:) Also meinetwegen … Setzen Sie sich halt und warten S’, bis wir Sie aufrufen.

10 Exemplare mit signiertem Autograf, signiert und numeriert im Impressum . Leinenrücken mit individuell gestaltetem Papier von Hubert Lang, in Schuber.

Wie immer sind Fians Dramolette, weil in ihnen das, was man gemeinhin »Humor« nennt, nicht zugelassen ist, eine höchst vergnügliche Lektüre, wie immer sind sie, auch wenn sie sich meist auf sehr konkrete Ereignisse des (kultur)politischen Alltags beziehen, weit über die Tagesaktualität hinaus gültige dramatische Cartoons auf höchstem sprachlichem Niveau, in denen, gerade wenn man sie gesammelt lesen kann, mehr über die Befindlichkeit der Menschen (nicht nur) in Österreich der Gegenwart gesagt wird als in den meisten dickleibigen Romanen.

Presse

»Fians Kunst der Verfremdung ist erhellend und amüsant zugleich.« (NZZ)

»Bissig, schonungslos, mutig, wirksam« (Peter Landerl)

»Sehr empfehlenswert!« (Die Presse)

Top