Buchcover
Helga Glantschnig

Mirnock

Roman
1997
Handgebunden mit Leinenrücken in Schuber , 13 x 21 cm
194 Seiten
ISBN: 9783854204596
€ 110,00

AUTOREN

Textauszug

Wellenreiter auf einer weißen Schleppe. Manchmal fuhren zwei Könner gleichzeitig. In einer abrupten Wendung brachte der Lenker bei der Rückkehr das Boot zum Stehen. Die Wellen schwappten ans Ufer, ein Bub fischte die Schi zusammen.
In den Ritzen der Bretter steckten Zigarettenstummel. Stunden konnte ich auf dem Steg zubringen, auf dem sonnengetränkten Holz, die Beine ins Wasser schlenkernd, Start und Landung verfolgend, das Spiel der Wasseroberfläche. Tiefes, tintiges Blau, schwärzlich grün im Schatten des waldigen Ufers, bald blaugrün, silbergrün, sattgrün, olivgrün, die wechselnden Farbsprenkel, sich lichtend, sich verdunkelnd, schimmernd im Licht der Abendsonne, im strahlenden Glanz, auch der Himmel ein See, carinthische Tinte. Wenn Wolken von den Bergen rollten, sich jenseits des Sees ballten, in hohen Türmen aufstiegen, nahm das Wasser eine grausilberne, schieferglänzende Farbe an. Wimpel knatterten im Wind, vor dem Bootshaus schwankten die Boote, Papiere trieben über die Wiese, die Bäume krümmten sich. Wellen blinkten, warfen Gischt, weiße Schaumköpfe. Innerhalb kürzester Zeit war das Strandbad leergefegt. Große Tropfen, gleich darauf ein Guß, eine Wand, wallende Wand. Der Rasen naß wie ein Schwamm. Die Bäume, der See, die Berge, als ob sie zu Wasser würden, zu einer flüssigen Masse.

10 Exemplare, handgebunden, Leinenrücken, mit individuell gestaltetem Papier von Hubert Lang, mit signiertem Autograf, signiert und numeriert im Impressum. In Schuber.

Der Roman als Fotoalbum:
Die Autorin erzählt Kindheit und Jugend eines Mädchens in einer präzisen Abfolge von Bildern und Szenen, die hell beleuchtet aus dem Dunkel vergangenen Lebens hervorgeholt werden.

Das Buch lässt an die Kärntner Kindheit von Ingeborg Bachmann oder Josef Winkler denken, gleichzeitig ist es aber eine Bestandsaufnahme des Heranwachsens in den 60er und 70er Jahren.

Was Glantschnig überaus konsequent, artifiziell und schamlos thematisiert, ist das Alltägliche, das Gewöhnliche, das Normale, das den Prozess des Frau-Werdens mit einschließt, ein gleichzeitiges Sich-Ergeben und Aufbegehren. Der Stillstand der (Erinnerungs-) Bilder wird durch die intensive Sinnlichkeit ihrer Sprache aufgebrochen.

Presse

Dieses Buch »enthält die ganze Erinnerungslast – an das Schöne, aber auch das Schreckliche –, die wir alle aus der Kindheit mittragen.« (Uwe Schütte, Der Standard)

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