Zimmer
Die unvollständige Enge
stark mit Musik möbliert
am Fenster die Katze wie sie dem Herbst zusieht
Augenblicke vor Ort
Das Haus offen und die Gäste willkommen
die Auffahrt voll
ein Blick in den Garten
ich bin dabei dir ein Geheimnis zu verraten
Dann Schweigen. Jemand hat seine Stimme verlegt
die Geräusche im Raum
hängen wie Rauchschwaden
in den Geranien
Die Stimmungen, die die Wörter machen!
Der ehrenamtliche Bürgermeister in unserer Stadt
(von ihm heißt es Nazi)
macht seinen Cognac platt
Aufbruch
Eben noch hatte Papa Geburtstag
jetzt sitzt er schachmatt
alleine im Sessel
Die nächsten Tage kommt er
zum Einkauf nicht mit
10 Exemplare, in einem schwarzen Schuber zusammen mit einem Diptychon mit Autograf, signiert und numeriert.
Der Hamburger Dichter Matthias Göritz ist kein Vielschreiber, dem sich alles Leben sofort in Literatur verwandelt. Sein erster Gedichtband Loops, im Laufe der 90er Jahre geschrieben, enthält Gedichte, die sich vielmehr als hohes Konzentrat des Gelebten, des Gesehenen und Erfahrenen erweisen.
Göritz kennt die Metropolen, das Leben in den Städten, und die Durchlässigkeit und die fließenden Grenzen des großstädtischen Ichs; er kennt aber auch die Poesie des präzisen Blicks, die Poesie der Erinnerung, die sich aus der undurchdringlichen Gegenwart in Sicherheit bringen muss.
Mit ungeheurer Hingabe überlassen sich diese Gedichte dem, was sich in ihnen jeweils als Gegenstand, Gedanke und Bild ereignet. Dieses lyrische Ich steht nie beobachtend und reflektierend abseits, immer bewegt es sich durch die Welt, freundlich, wach und engagiert – aber am Ende ist es verschwunden, hat es sich in dieser Welt aufgelöst. Dieser leicht schwindelerregende Vorgang, das sind die Gedichte von Matthias Göritz, Schleifen voller wiederkehrender und dabei überraschender Elemente: loops.