Buchcover
Wolfgang Denkel

Ja. Nein. Ja

Roman
2008
gebunden , 13 x 21 cm
216 Seiten
ISBN: 9783854207344
€ 19,00

AUTOREN

Textauszug

Den Arm um Verenas Nacken zu legen, wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. So beginnen Ringkämpfe, sagte er sich.
»Was«, fiel ihm Verena in seine Gedanken, »glauben Sie, ist das Schönste von allem?«
»Sie meinen von allem?«, fragte Leichtfeld und strich mit der flachen Hand durch die Luft, als wolle er die ganze Welt streicheln.
»Ja, von all dem.«
»Das Schönste ist, daß das Schöne nicht zerstört werden kann. Egal, was auch geschieht, immer wieder entsteht das Schöne. Das ist das Schönste.«
Sie gingen schweigend. Leichtfeld überlegte, ob er Verenas Kleid hätte nennen sollen. Immerhin war es von einem wunderbaren Gelb, das in der Sonne jäh aufhellte. Hatte er nicht überhaupt die Angewohnheit, von zu fernen Dingen zu sprechen, als seien sie ihm besonders lieb? Als seien nur sie ihm lieb?
Leichtfeld wurde traurig. Gern hätte er zu Verena gesagt: ›Ich weiß, daß Sie hier sind und in meiner Nähe; nicht daß Sie denken, ich mißachte es.‹ Doch er konnte es nicht sagen, und dadurch gerieten seine Gedanken vollends durcheinander. Er erinnerte sich, daß er vergessen hatte, Möbelpolitur zu kaufen. Es kam ihm plötzlich wie ein entsetzliches Versagen vor, wie eine Lieblosigkeit, eine Gleichgültigkeit, die sein ganzes Leben vergiftete. Zugleich wußte er, daß er übertrieb. Er konnte sich jedoch nicht daran hindern. War es nicht ganz hoffnungslos? Erst hatte er die Möbelpolitur vergessen und nun – in der Traurigkeit darüber – vergaß er Verena.
Er gestand es ihr, gestand ihr, sie vergessen zu haben, in Gedanken an die Möbelpolitur.
»Das war unbeherrscht«, sagte Verena.

Der scheue und von den Anforderungen des Lebens schon etwas ermüdete Leonard Kramer wird eines Tages aus seinen Gewohnheiten gestoßen: zum einen stirbt ein Fremder in seinen Armen, zum anderen weicht eine Frau im grünen Kleid, die nichts anderes tut als ihn zu beobachten, nicht mehr von seiner Seite. Von diesem Moment an öffnet sich sein Leben, er wird zum Mittelpunkt einiger verwirrender und auch befreiender Ereignisse, pendelt zwischen Größenwahn und Nichtigkeit und wünscht sich ein Unglück und zugleich, dass endlich alles gut wird.

Diese zutiefst eigenartige Geschichte scheint sich zuerst zu einem witzig-melancholischen Schelmenroman zu entwickeln. Der Held hat nicht nur Verständigungsschwierigkeiten mit diversen Frauen, er legt sich auch nach und nach mit allem und jedem an: mit seinem Publikum, seinem Gehirn, sogar mit seinen Wörtern. Um jeden Preis besteht er darauf, der Held seiner Geschichte zu sein, der Souverän, der Regisseur, der sich weder von Gott noch den Menschen helfen lässt.

Es herrscht ein sanft ironischer Ton in diesem Roman, und doch steuert er auf ein dramatisches, ein schrecklich-schönes Ende zu, an dem Leonard Kramer doch noch sein Glück findet. Ein Romanheld, der sich jedem Leser mit sanfter Unnachgiebigkeit einprägen wird!

Presse

»Seit unendlichen Jahren bin ich nicht mehr so irrwitzig unterhalten worden, so leise überrascht, so gelöst aus Behauptungen entführt worden, auf den Schwingen der Wörter hatte ich teil an einem Erdbeben in der Walnussschale, einem Nachtigallsingen in der Wohnstube, einer Verbindung mit all den irrenden Seelen, die eingeschlossen ins Gekannte sind und die hinaus wollen in die reinste Freiheit, die dieser Autor, ein Baumeister, aus Spinnweb erfunden hat.« (Jutta Heinrich)

»Denkel beobachtet seine Figuren mit sezierender Genauigkeit. Die Dialoge gehen haarscharf am sogenannten Normalen vorbei.  (…) Der Roman hält kein Strickmuster bereit – und zieht den Leser doch so tief in Kramers Schicksal hinein, dass es schwerfällt, daraus wieder aufzutauchen.« (Verena Fischer-Zernin, Hamburger Abendblatt)

Ein »ambitionierter Debütroman« (FAZ)

»Ein beachtenswertes Debüt. Wolfgang Denkel fordert von seinem Publikum zwar ein gewisses Maß an Spielfreude und Ausdauer, doch wird es dafür – besonders in den Dialogpassagen – mit absurdem Sprachwitz belohnt.« (Markus Hildenbrand, Die Furche)

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