Buchcover
Birgit Kempker

Sehnsucht im Hyperbett

Ein transverfickter Diskurs
2008
gebunden , 15 x 18,5 cm
176 Seiten
Mit einer Leseleitung von Wolfram Groddeck.
ISBN: 9783854207474
€ 19,00

AUTOREN

Textauszug

den Riss mach weit,
mein Leib schläft noch
in deinem Schritt bereit.
Ergo scribendum est.
Also esse die Not von meinem Stift mir runter
& schreib mich hin.
Manisch schreibt die Schrift
den ersten Schrei,
steht still,
klopft Stirn zu Stirn
hart an deine Schläfe an,
jetzt sind wir drei (dramatisch) im Akt.
Architecton arcus arcula.
Das kühle Auge des Argus
bewacht die ungemachte Stelle,
Paul,
mach mir den ungemeisterten Leib hin,
bilde die Brücke,
kühle diese Information,
fisch mich,
bestimme die Teile,
lege die Leiter,
spanne mein Feldblumenmieder,
behauche Flut & Damm.
Paula an alle Atome:
Halt mich fest auf der Treppe.
Nicht,
wie er als Paul in Paula fließt,
wie Paul also fließt
& Paula nass ist vom Fluss,
so nicht,
nur Paul,
knochentrockener Paul,
der ohne Liebe in die Jahre kommt.
Oh, es kommt
syntaxdurchbohrt.
Heilige Maschine,
transponiere,
wasch diesem Geist den Kopf:
feure ab,
bügel das Liebeswasser,
denn ein jegliches bleibt hier in Gott
bis es dran ist
& aufgerufen.

»Das Auffallende und zugleich Faszinierende an Birgit Kempkers Texten ist die fortwährende Umwandlung komplizierter Gefühlslagen in nichts als Sprache«, schrieb Martin Zingg nach Kempkers letztem Erzählband Meine armen Lieblinge. Und was da fast ausschließlich verwandelt wird, ist Sex, das gilt auch wieder in Birgit Kempkers neuem Buch Sehnsucht im Hyperbett.

Es geht um nichts Kleines. Es geht um Paul & Paula, es geht um den Vater in der Tochter, es geht um Missbrauch und Liebe, es geht um Gesang und Ekstase statt um Sprechen und Diskursivität. Es geht um mystisches Erkennen, und das sieht manchmal wie Pornografie aus. Es geht um Prosa im Flattersatz, Gereimtes & Gerapptes. Es geht um den Punkt, von dem aus Es sich öffnet. Es ist die Bühne des Vaters, der sich ausspricht.

Birgit Kempker verlangt nicht wenig vom Leser, von der Leserin – allem voran dieselbe Offenheit, das Stimmenhören, die schnelle Beweglichkeit zwischen Sprachkonstruktion und Lebenskonstruktion, die auch ihre Texte aufweisen. Und dazu die Gewissheit, dass die Sexualität der Angelpunkt ist.

Presse

»Es geht um Auseinandersetzung mit Sprachspielen, in denen sich seit den Mythologien der Antike bis hin zu den modernen Diskursen der Obszönität die Annäherung an das Begehren vollzieht. Das Prosa-Poem changiert unruhig zwischen Lyrik und Prosa, Gebetsformel, Rap-Reim und rüdem Fluch.« (Michael Braun, Basler Zeitung)

»Wenn sich Birgit Kempkers gierige, mahlende, krachende Wortmaschine einen literarischen Text einverleibt, dann kommt auf der anderen Seite meist handfester virtueller Sex oder eben Sehnsucht im Hyperbett heraus. (…) eine wilde Beschwörungsformel gegen das Böse.« (NZZ)

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