Buchcover
Bettina Balàka

Schaumschluchten

Gedichte
2009
gebunden , 13 x 21 cm
72 Seiten
ISBN: 9783854207504
€ 16,00

AUTOREN

Textauszug

der Baum bietet mir
seinen Rüssel dar

ich greife hinein
in das Astloch

darin sind kleine Vögel
Holzscheiben
Späne

die Vögel sind nackt, nur aus den
Flügelrändern ragen hart
gebogene Kiele

ihre schwarzen Augen sind
von durchsichtiger
Haut überzogen
und blind

die Haut überspannt
die Knochenlöcher
die Knochennähte
den rosigen Schädel

die Schnäbel sind immer offen, darin
flattert die Zunge
als scharfer Strich

ich kann nichts sehen, da ist ein Elefant
der mich füttert, ich öffne meine
hungrige Hand

Schaumschluchten verbindet schon im Titel die Pop-Oberfläche des schönen Scheins mit unbestimmten Abgründen. Ein gänzlich unsentimentaler, ja nahezu grimmiger Ton herrscht in diesen Gedichten. Bettina Balàka bleibt nicht an den lieblichen Oberflächen stehen: Lyrik, der Film in Worten, wie es bei R. D.Brinkmann hieß, ist in der Version dieser Autorin eine Abfolge von Bildern, die sogar unsere Träume choreografieren. Und so wie zwischen Träumen und Alpträumen ein schmaler Grat ist, so kippen auch diese Gedichte im Handumdrehen, zwischen zwei Zeilen, aus dem Harmlosen ins Schreckliche, aus der Idylle in den Horror.

Balàkas motivisches Inventar ist reich: Mediensplitter, Psychoanalyse, Tiere, Touristen und Tote. Die Sprache ist widerspenstig, borstig, vielleicht ist nur so die Welt der alten Kinderbücher mit der der Werbung zusammenzuzwingen. Die Bilderfolgen, die Balàka entwirft, sind für lyrische Verhältnisse nahezu roh, Fragmente von Geschichten, unfertige Narrationen, unauffällig kunstvolle Notate.

So entsteht eine Lyrik, die dort ankommt, wo Lesen unbedingt hingehört: In die Gegenwart. Vielleicht ist das der Tenor der Gedichte: »Geh getroffen/ doch ohne Betäubung.«

Presse

»In bildhafter Sprache evoziert Balàka eine wahre Märchenwelt, in der man nicht nur auf Fliegenpilz und Waschbär trifft, sondern auch Sonne und Mond, Tod und Teufel ein Gesicht erhalten.« (Wolfgang Huber-Lang, apa)

»Selten wird in der jüngeren Lyrik eine expressive Düsternis verbreitet, wie sie Bettina Balàka geradezu programmatisch evoziert.« (Paul Jandl, NZZ)

Balàka »weiss virtuos mit scharfen Schnitten umzugehen, zugleich schafft sie (Sprach-)Bilder, die Trost sprechen« (Markus Bundi, Aaargauer Zeitung)

»Verse von hoher Sprachmagie, die einem noch lange nachgehen.« (Judith Leister, Literaturhaus Wien)

»Lyrische Virtuosität und Eindringlichkeit, die sehr, sehr nahe geht.« (Werner Krause, Kleine Zeitung)

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