Buchcover
Stephan Groetzner

Die Kuh in meinem Kopf

2012
gebunden , 13 x 21 cm
136 Seiten
ISBN: 9783854207948
€ 16,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

Philosophische Fragmente

Winterhartes Immergrün

Da ist eine Pflanze; freilich eine Pflanze mit Anspruch.
Darum benötigt sie nicht nur Erde, sondern auch einen Topf, nicht nur Wasser, sondern auch jemanden, der sie gießt.
Das Wasser bedingt den Gießer, die Erde bedingt den Topf.
Die Bedingung der Freiheit ist das Gefängnis, denn das Gefängnis des Topfes gibt der Pflanze die Freiheit, mal hier und mal dort zu sein, mal auf dem Balkon zu stehen, mal auf dem Fensterbrett sich zu tummeln.
Kümmert sich niemand um sie, muss sie verkümmern, bekommt sie Pflege, blüht sie auf. Die Blüte wiederum ist die Bedingung der Aufmerksamkeit, welche die Voraussetzung der Pflege ist.
Damit ich gesehen werde, muss ich mich herausputzen, denn der Putz bedingt den Betrachter.
Um mich selbst zu sehen, muss ich neben den Schuhen stehen; somit bedingen die Schuhe denjenigen, der neben ihnen steht.
Folglich stehe ich immer genau dann neben den Schuhen, wenn ich Ich sage, und folglich ist die Pflanze, die neben dem Topf steht, auf dem Weg zu sich selbst und kann von sich sagen: Ich bin winterhartes Immergrün.

Was uns in Die Kuh in meinem Kopf begegnet: Nihilisten am Rande des Nichts, Schollenhubers weißer Pudel, Marx in den Händen von Semiologen, arbeitslose Dichter und Denker beim Bier, Blumengießen mit Ernst Bloch. Dazu Fußnoten, wissenschaftliche Anmerkungen und die bedeutendsten Zitate aus der abendländischen Philosophie- bzw. Geistesgeschichte; dafür fehlen aber einige Kapitel zur Gänze.

Die mit musikalischer Strenge komponierten Erzählungen von Stephan Groetzner sind von ganz eigener Komik. Philosophische Fragmente, Anmerkungen zur Derrida’schen Grammatologie, zu Wittgenstein, zwei Suiten, die ganz offensichtlich mit Griegs Peer Gynt zu tun haben, »romantische Stücke für Klavier« und Anekdoten über Schubert mit dem Titel »Schwammerlquartett« – das ist das Material, aus dem ein manchmal grimmiger, manchmal absurder Witz entsteht (der durchaus auch sehr low ausfallen kann).

Wissenschaftssatire? Oder doch Alltagsphilosophie? Böser Spott oder doch liebevolle Ironie? Groetzners Texte sind, ob sie sich nun der Philosophie oder der Kunst annehmen, immer vielschichtig und doppelbödig, und sie zeugen von einem unverwechselbar komischen Talent.

Presse

»Ausgesprochen unterhaltsam und lehrreich.« (Roland Gratzer, FM4)

»Groetzner lässt es so richtig krachen im hohen Haus der Hochkultur. (…) Der einzige Einwand muss lauten, dass man von diesen Sudeleien gern noch viel mehr als diese paar Seiten lesen würde.« (Florian Kessler, Süddeutsche Zeitung)

»Willkommen im philosophischen Vexiergarten des Professor humoris causa Stephan Groetzner (…) Groetzner ist ein Meister der irritierenden Fußangel. Ein Leserfischer, Buch-Hineinzieher, szenischer Miniaturist« (Florian Felix Weyh, Deutschlandradio)

»Entlarvende Miniaturen zur großen Welt der Universalgelehrsamkeit.« (Helmuth Schönauer, biblio.at)

»Groetzner führt eine äußerst feine Klinge« (Markus Köhle, 20er)

»Was für ein schönes Vexierspiel von Ursache und Wirkung.« (FM4, Im Sumpf)

»Dieser Mann ist komisch. Und klug. Und dabei äußerst konsequent.« (Julia Schafferhofer, Kleine Zeitung)

»Skurril, ironisch, doppelbödig. Da schmunzelt der anspruchsvolle Lesegeist auf hohem Niveau.« (Alpe-Adria-Magazin)

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