Ángel Vázquez

Ángel Vázquez
© Emilio Sanz de Soto

Ich bin völlig korrupt.

Ángel Vázquez

Heute gilt Vázquez als das vergessene Genie der spanischen Literatur, Juan Goytisolo griff in El País sogar zum Vergleich mit Joyce und Céline – was wohl für das Verhältnis des Autors zu Tanger wie auch für seine revolutionäre Verwendung gesprochener Sprache gilt.

Ángel Vázquez, 1929 in Tanger geboren, verlebte eine traumatische Kindheit (in einem Käfig zu, von der Decke des Hutgeschäfts seiner Mutter hängend und dem Klatsch der mehrheitlich sephardischen weiblichen Kundschaft zuhörend). Er wanderte nach dem Besuch verschiedener fremdsprachiger Kollegs (Italienisch, Französisch, Spanisch) und etlichen Gelegenheitsarbeiten und Tätigkeiten als Buchhändler (»Librairie des Collones«) sowie Zeitungsredakteur 1965 nach Spanien aus. Zwischen 1955 und 1976 publizierte er mehrere Erzählungen und Romane, darunter sein großes Werk Das Hundeleben der Juanita Narboni (dt. 2005, Droschl) über seine Heimatstadt als verspätete Reaktion auf die politischen Ereignisse der marokkanischen Unabhängigkeit. 1980 starb er in Madrid.

Sein Werk zeigt eine Mischung aus Realität, aus Witz, hinter satirischer Form verstecktem Ernst, dem genauen Beobachten der Welt und des Aufgreifens kleiner Alltäglichkeiten, mit denen man sich identifizieren kann. Seine Neugier ist ihm ein Impuls, immer wieder neue literarische Formen zu erproben. So entstanden neben Kurzprosa und Romanen auch ein Kinderbuch, Theaterstücke, Essays, Musicals und Aphorismen. 1962 erhält er den angesehenen Planeta-Preis.

Vázquez (»der einzige große Schriftsteller, den diese Stadt hervorgebracht hat«) in einem Brief: »Ich bin völlig korrupt. Egoist, ohne Glauben an Gott und ohne jedes Vertrauen in mich selbst. Schwul, Alkoholiker, jedweder Droge zugeneigt, Kleptomane … Jean Genet und Maurice Sachs und ein bisschen Violette Leduc, in Taschenbuchausgabe.«

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