Buchcover
Ángel Vázquez

Das Hundeleben der Juanita Narboni

Roman
2005
gebunden , 14,5 x 22,5 cm
376 Seiten
Mit einem Vorwort von Juan Goytisolo. Aus dem Spanischen von Gundi Feyrer.
ISBN: 9783854206903
€ 25,00

AUTOREN

Die einzige Stimme dieses außergewöhnlichen Romans gehört Juanita Narboni: englischer Pass (da in Gibraltar geboren), italienischer Familienname, jedoch Andalusierin wie ihre Mutter – eine Figur, hinter der unschwer die Mutter des Autors zu erkennen ist. Sie beschreibt den fortschreitenden Niedergang ihres Lebens, den Weg in Einsamkeit und Elend, der zugleich auch der von Tanger ist. Eine Frauenfigur, die zutiefst lächerlich ist, kitschig, erschütternd und berührend, eine Figur von gelegentlicher und außerordentlicher Scharfsichtigkeit, hasserfüllt und dabei voller Liebeserwartungen, voller Fehler und ohne jedes Schuldgefühl.

Vázquez organisiert in diesem ›Monolog‹ eine Erzählzeit, die vom 6. Juni 1914 bis in die Anfänge der 60er Jahre reicht, ein halbes Jahrhundert in alltäglichen Momentaufnahmen. Was sich in dem lächerlich-traurigen Leben Juanitas verkörpert, ist gleichzeitig auch das Schicksal einer zu Ende gehenden Kolonialgesellschaft. Juanitas Stimme und Persönlichkeit ist dabei immer von ungebrochener Präsenz, ob sie nun scharfsichtig oder konfus, ob sie von ihrer Kindheit oder von ihrem einsamen Alter, von Hollywood-Filmen oder argentinischen Tangos, ob sie öffentlich oder privat spricht – eine Vitalität, die die Übersetzerin (und Schriftstellerin) Gundi Feyrer beeindruckend ins Deutsche gebracht hat.

Und Juanitas Sprache ist die eigentliche Protagonistin des Romans. Ein getreuer Spiegel der kaleidoskopischen Realität Juanitas, ist ihre Sprache originell, derb, drastisch, durchsetzt mit den vielen Sprachen der Bewohner Tangers, in erster Linie dem Haketía, dem Spanisch der sephardischen Juden Marokkos, denen Vázquez hier ein Denkmal setzt.

Als der ›Tangerino‹ Ángel Vázquez mit einiger Verspätung auf die politischen Ereignisse der marokkanischen Unabhängigkeit reagiert und Mitte der 60er Jahre in die Heimat seines Vaters, nach Spanien, auswandert, dauert es noch zehn Jahre, bis er seinen großen Roman über seine Heimatstadt Tanger fertig hat: Das Hundeleben der Juanita Narboni erscheint 1976 in Barcelona.

Der Mythos Tanger geht auf die 1905, 1912 und besonders 1923 erfolgte Teilung der Stadt in – am Ende sieben – internationale Zonen zurück, was den Ort in eine kosmopolitische Stadt verwandelte, in der so gut wie alles florierte: Spekulation, Devisenschmuggel, Waffenhandel, Diplomatie, Spionage, käuflicher Sex; Tanger wurde zum Exil für 50.000 spanische Franco-Flüchtlinge, für viele Juden, die vor den Nazis flüchteten (und nach Hitlers Niederlage auch für viele geflohene Nazis) und für viele Araber und Afrikaner aus den französischen und englischen Kolonien. Denen folgten in den 50er Jahren zahlreiche Künstler, Jane und Paul Bowles, Tennessee Williams, William Burroughs und die Beat Generation, Jean Genet, Francis Bacon und viele andere. Das Casablanca, dessen berühmtes Porträt Michael Curtiz mit seinem gleichnamigen Film gezeichnet hat, ist in Wirklichkeit Tanger.

Presse

»Wer an der Herstellung von Wirklichkeit durch Literatur interessiert ist, muss diesen Roman lesen. Ich ziehe meinen Hut vor diesem Buch.« (Roger Willemsen, Literaturclub)

»Dass dieser große Roman, in seiner ersten Übersetzung in eine Fremdsprache überhaupt, nun auf deutsch vorliegt, ist ein Privileg, das gar nicht hoch genug geschätzt werden kann.« (FAZ)

»Vázquez’ Vorbilder sind in der großen europäischen Moderne zu suchen: Proust, Céline, Joyce.« (Virginia Trueba)

»Eine unbedingt lesenswerte Entdeckung!« (Deutschlandradio)

»Ein großes Buch!« (Martin Lüdke, Focus)

»Ein packendes, ein großartiges Buch.« (Florian Borchmeyer)

»Der Roman ist das vollkommene Portrait einer Stadt und einer Frau (…) ein vergessener Schatz der spanischen Literatur.« (Manuel Gogos, Tagesspiegel)

»Alles und nichts, das Bedeutende neben dem Nichtigen, Krieg, Besatzung und Besitzerwechsel neben Kochrezepten und dem heiss begehrten ›Perlmutt-Nagellack in Carpe-Rosa‹.« (Martin Ebel, Tages-Anzeiger)

»Weltliteratur, keine Frage.« (Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten)

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