Buchcover
Reinhard P. Gruber

Einfach essen!

Kochbuch für die harten Zeiten
2010
gebunden mit Lesebändchen , 13 x 18 cm
120 Seiten
ISBN: 9783854207757
€ 18,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

Wenns nicht viel zu essen gibt, oder besser: wenns alles und noch mehr als das gibt, und keiner kann sich das mehr leisten, dann gibt es eine neue Chance für das Essen: die Chance, sich mit dem Wenigen, was geht, intensiver zu beschäftigen. Eine neue Wertschätzung von Lebens-Mitteln, die früher als selbstverständlich galten. Ein neuer Zugang – nichts ist mehr selbstverständlich, alles wird neu gesehen, neu gerochen, neu angegriffen, neu erschmeckt. Das Essen beginnt von vorne, Vorurteile werden abgestreift, abgeschält, weggekocht. Das überwürzte Zeug, haltbar gemacht, zum Schnellgericht verzerrt, das ist kein Lebensmittel, das ist bloße Kalorienzufuhr. Genausogut könnte man puren Zucker schlucken oder pures Fett.
Aber noch stehen in unseren Geschäften und Supermärkten Grundnahrungsmittel pur. Die Kartoffel beispielsweise; der Erdapfel; die Grundbirne. Sogar in verschiedenen Sorten. Koche einmal einen Topf

Erdäpfel

in purem Wasser, so etwa 20–25 Minuten lang, dann schütte das Wasser weg. Noch heiß, schäle einen Erdapfel mit den bloßen Fingern. Die Schale kann man spüren in den Fingern. Den geschälten Erdapfel kann man riechen, den dampfenden. Dann hineinbeißen und mampfen. Vielleicht ein bisschen salzen. Das kann der Beginn einer neuen Beziehung sein. Die Beziehung zum Erdapfel ist ausbaubar, fast unendlich. Der Erdapfel kann einen als Genussmittel das ganze Leben lang begleiten. Alles kann man mit ihm machen, nur roh kann man ihn nicht essen.

Wenn Reinhard P. Gruber ein Kochbuch schreibt, dann erwartet uns mit Sicherheit ein etwas anderes Buch aus diesem boomenden Genre: Und in der Tat, mit der ihm eigenen Ungeniertheit breitet er hier seine Gedanken über das Kochen aus, über Küche und Speisen, über deren Funktionen und über das, was ihm – im Gegensatz zu den aufwendigen TV-Koch-Shows und den internationalen Starköchen – am Essen tatsächlich wichtig ist.

Selbstverständlich geht es dann nicht um kreolische Gerichte mit Riesengarnelen, und es werden auch keine Jakobsmuscheln überbacken, sondern wir werden mit den Wonnen einer frischen Wurstsemmel (unbedingt gekauft, nicht selbstgemacht!) konfrontiert, mit dem Geruch frischen Schwarzbrots oder den Speisen, die Großmutter wochentags auf den Tisch stellte, von Apfelnockerln bis Erdäpfelgulasch. Und selbstverständlich liefert er die Rezepte für all diese Leibspeisen – »das ist das Essen, das immer wiederkehren soll, möglichst. Nicht jeden Tag, aber öfter als alles andere« – gleich mit. Aber es enthält nicht nur Rezepte, sondern auch Leitlinien des guten Geschmacks. Ein unverkennbar steirisches Buch, doch Gruber greift weiter: in seiner Küche hat die ganze Welt Platz. Vom Brot in der Welt kommt Gruber auf den Hunger, er schreibt über Globalisierung, Klassenunterschiede in der Küche, prominente Köche und die Vergiftung der Lebensmittel.

Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme, und auch mehr als ein Distinktionsmerkmal in sozialen Hierarchien: Kochen und Essen, das macht Reinhard P. Gruber klar, bedeutet Sinnlichkeit und Lebensfreude!

Presse

»Klingt lustig und ist es auch. Grubers Einfach essen! ist einfach köstlich!« (Frontal)

»Einfach nachzuvollziehende Rezepte für Coq au Vin, ›Lamm nach Sitte persischer Nomaden‹ und überraschend viel Vegetarisches finden sich da, unter die Gruber witzige Anekdoten, Aphorismen und Reflexionen rund ums einfache Essen gemischt hat.« (Thomas Wolkinger, Falter)

»Essen ist Leben und Lust, deshalb warnt Gruber vor den zweifelhaften Verlockungen von Fast Food und Lebensmittelindustrie und hat dem unüberschaubaren Angebot an Kochbüchern eines hinzugefügt, dessen Lektüre sich lohnt.« (Martin Gasser, Kronenzeitung)

»Einfach essen! ist doppeldeutig, doppelbödig, doppelzüngig. Ganz nebenbei greift der aufrührerische Autor Themen wie Globalisierung, Klassenunterschiede in der Küche und Vergiftung der Lebensmittel auf. Doch nie vergisst er den gesunden Menschenverstand.« (Ingeborg Jaiser, Titel-Magazin)

»Gruber schafft es, Appetit auf Leibspeisen zu machen. Garniert sind die Tipps für mehr Sinnlichkeit und Lebensfreude im Alltag mit allgemein gültigen Senzenzen.« (Martin Behr, Salzburger Nachrichten)

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