Buchcover
Hansjörg Zauner

luft verkehrt stock papier

gedichte 1994–2001
2001
gebunden , 13 x 21 cm
112 Seiten
Mit einem Nachwort von Heimrad Bäcker.
ISBN: 9783854205814
€ 18,00

AUTOREN

BEITRÄGER

Textauszug

vielleicht unterbricht die fläche den flugbach
wie hält sich dabei aber das meer über wasser
wenn papier die luft hier zerreißt
und vorbeischießt als kritzel
wir fließen als außen mit innen von zeichen
sind so das abrinnen der tafeln
oder das vor im zurück das sickernd steigt
die stelle um sich selbst als loch
heißt hier immer gekritzelt
so wäscht der duft seine hosen
und läßt das fett vom geräusch
der spiegel ist also ein pfeil
weil er das gegenüber zurückbeißt
und aufreißt den körper im fluß
das kleben ist ja auch sickern
so schießt aus dem leuchten die flocke
und ist kleid und körper zugleich
vollgesaugt das licht im leuchtturm platzt es
kugelt so mein duftschwamm meerwärts
reißt die zeit die nadel aus
unsre sonne ist nur flattern sagt sie
mischt sich so mit lenken enger
alles flugzeug schreit der saugnapf
läßt die schritthaut innen rinnen
platzt als bild ins fingern aus

In Hansjörg Zauners Gedichten fallen blitzhaft alle Sinne, Wahrnehmungen und Wörter zusammen. Der Dichter ist Schöpfer und Geschöpf zugleich, wenn die eingeübten Verbindungen aufgelöst und neue, überraschende und mitunter zutiefst komische Beziehungen zwischen den Gegenständen und Vorgängen der Umwelt hergestellt werden. Oder wie Heimrad Bäcker es in seinem Nachwort zum Buch formuliert: »Zauner schlitzt die prallen Begriffssäcke auf und füllt neue Partikel nach, gibt allem eine Wendung ins Unwahrscheinliche, das dennoch (…) plausibel ist: ›doppelbelichtung‹ von Wortrand zu Wortrand. Er stößt am weitesten aller heutigen Literatur in ein nicht erkundetes Begriffsgelände vor, er insistiert darauf, daß ein Autor diese Arbeit machen muß, damit Literatur nicht zu Brei wird (den man löffelt).«

Besonders die sinnlichen und sinnesfreudigen Verrichtungen, Themen und Objekte geraten vor den Zauner’schen Sprachblick und werden dort in wunderbaren und wundersamen Synästhesien und Wortzusammensetzungen modelliert. Aus dieser Perspektive blitzt uns die Welt als ein permanenter Ausnahmezustand des dichterischen Umgangs mit ihr an. Denn warum sollten wir nicht, wenn wir dies vielleicht wünschen, »eine tafel schokolade im körper einer gans« sein können oder »einem verschwimmenden gebratenen herz« hinterherblicken?

Top