Buchcover
Bettina Balàka

Road movies

9 Versuche aufzubrechen
1998
Broschur , 13 x 21 cm
120 Seiten
ISBN: 9783854204831
€ 15,50

AUTOREN

Textauszug

ich verlasse das bett, den balkon, ich verlasse das zimmer, ich verlasse das haus, ich verlasse mich auf mich selbst. ich steige in das auto, ich habe keinen schutzgeist und keinen beschützer. ich bin allein und daher selbstbewußt (self-confident) oder mir beunruhigt meines alleinseins bewußt (self-conscious) – das macht einen unterschied für mich, aber keinen nach außen. der wald, den ich betrete, sieht friedlich wie eine panoramatapete aus. libellen paaren sich im flug wie im flug vor dem sonnenuntergang. tau kristallisiert schöne lichteffekte im sonnenaufgang. baumeln sie in der seele mit einer blühenden wiese. sehen sie eine blonde frau zwischen blüten im lotossitz in friedeneinatmender meditation. erholung! jeder ist in dieser landschaft ihr freund. fühlt die landschaft, was hier geschehen ist? kann ich fühlen, was in dieser landschaft geschehen ist? gibt es schutzzonen, landschaften, die in ihrer idylle vor allem gefeit sind? gibt es durch etwas, das ich denken kann, eine schutzzone um mich? die strahlentheorie: orte die strahlen, menschen die ausstrahlen! ich betrete den wald, schwanke zwischen self-conscious und self-confident, versuche beides zu vergessen, um zu vergessen, daß es vor allem nicht SELBST-VERSTÄNDLICH ist, und sehe oder höre oder spüre hier eine stimme, eine schrift, einen satz: »lasciate ogni speranza, voi ch’entrate!«, und kehre um, oder kehre nicht um, es macht überhaupt keinen unterschied.

(aus dem ›1. versuch‹, ein blick aus der laterna magica)

Aufbrechen, den Alltag hinter sich lassen, Traumstrände, Traumziele in paradiesischer Natur – wem sind diese zu kaufbaren Wunscherfüllungen degenerierten Sehnsüchte nicht bekannt?

In neun Anläufen erzählt Bettina Balàka von Menschen, insbesondere von Frauen, deren Ausbruchsfantasien (zu -versuchen reicht es meist nicht) bis ins Herz des Wunsches hinein von Entfremdung durchwirkt sind. Was ihre Wünsche so oft zu Farcen macht, ist die Brüchigkeit ihrer Sprache: Die Sätze, in denen sie sich bewegen, bieten keinen Schutz und keine Sicherheit, ihre Wörter drehen und verwandeln sich unter der Zunge.

Presse

»Eines ist sicher: In diesen road movies gibt es keine Langeweile, auch nicht für Anspruchsvolle.« (Die Presse)

»Ob die Heldinnen ihr Schicksal bedauern, sich Traumbildern, Erinnerungen, Hoffnungen oder religiösen Verzückungen hingeben: die Sprach-Kamera läuft ständig mit, leuchtet die dunkelsten Ecken des Bewussten und Unbewussten aus.« (Salzburger Nachrichten)

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