Buchcover
Bernhard Strobel

Sackgasse

Erzählungen
2007
gebunden , 13 x 21 cm
128 Seiten
ISBN: 9783854207269
€ 16,00
als ebook erhältlich

AUTOREN

Textauszug

Es ist noch nicht lange her, da hatte ich draußen im Garten zu tun. Es ist jetzt Winter, vorgestern hat es zu schneien begonnen, aber damals lag noch kein Schnee. Ich hatte meinen Armeepullover angezogen, dazu meine Gartenschuhe, und machte mich an den Liguster. Viel war nicht zu tun, eigentlich gar nichts, aber ich hatte gerade Lust, hinaus zu gehen und ein Werkzeug in die Hand zu nehmen. Ich arbeite ganz gern da draußen, man fühlt sich irgendwie, ich weiß nicht, man könnte sagen, man fühlt sich, mir fällt nichts ein. Jedenfalls ist es nicht die Natur, die frische Luft interessiert mich nicht. Früher, als meine Frau noch am Leben war, hat mich der Lärm immer gestört, vor allem die Kinder und die lauten Motorengeräusche. Heute habe ich immer Musik und Kopfhörer dabei, das erleichtert so manches. Es kommt wohl daher, dass ich nicht besonders gern rede, hin und wieder im Wirtshaus, aber die Dinge, die dort gesagt werden, würde niemand vermissen, wenn sie nicht gesagt würden. Das gilt natürlich nicht nur fürs Wirtshaus. Wenn ich schon einmal Lust bekomme, mich zu unterhalten, dann im Internet. Es hat einige Vorteile, wenn man nichts sieht oder hört, man muss sich nicht jeden Schwachsinn anhören wie im wirklichen Leben. Man steigt aus, wenn es einem zuviel wird, das allein hat schon einiges für sich.

Bernhard Strobels Erzählungen zeigen Menschen in Krisensituationen, gereizte Stimmungen in der Familie, unter Freunden oder Nachbarn. Wir lesen Dialoge, die am Rand eines Streitgesprächs ablaufen und zwischen Streitlust und Redeunwilligkeit oszillieren. Die Personen sind mitteilungsarm, in sich verschlossen, kommunikationsunfähig und vor allem: ohne jede Sicherheit. Was hier gesprochen wird, ist in seiner Kargheit die Karikatur jedes ›small talk‹.

Und was für die Personen gilt, gilt auch für die Geschichten insgesamt: Diese auf ersten Blick so realistische Literatur weiß nicht mehr über das Erzählte und ihre Protagonisten als diese selbst. Außergewöhnlich auch das Milieu dieser Geschichten – weit weg von den schicken und jugendlichen Szenen des Großteils der gegenwärtigen Literatur, knüpfen sie eher an Rudimente des proletarischen Romans an: Die Personen sind ganz unschick arbeitslos, (vielleicht) ungebildet, wohnen in der Vor- oder Kleinstadt, trinken Bier, langweilen sich und warten auf die Gewalt, die man jeden Moment auszubrechen fürchtet. Und dann gibt es noch irgendein Geheimnis, etwas Unausgesprochenes, das die Personen voreinander verbergen und das auch für den Leser unlösbar bleibt …

Presse

»Mit seinem ersten Buch hat der erst 25-Jährige ein bemerkenswertes Werk vorgelegt.« (Imogena Doderer, ORF)

»Ein interessanter Coup. (…) Ich bewundere unendlich, was Bernhard Strobel da geschildert hat.« (Dieter Moor, ORF)

»Strobel kann so schreiben, dass das meiste zwischen den Zeilen zu stehen scheint. Er beherrscht die Kunst des Weglassens, und er hat den Blick fürs Wesentliche. Was will man mehr.« (Christian Schuler, Saarländischer Rundfunk)

»Strobels knapper, suggestiver Sprache kann man sich nur schwer entziehen.« (Werner Schuster, Wiener Zeitung)

»Kammerstücke der alltäglichen Situationen, der hilflosen Gesten und peinlichen Unzulänglichkeiten des Miteinanders – unheimlich und zugleich unheimlich spannend.« (Susanne Jäger, ORF)

»Das verteufelt Gute an Strobels Geschichten ist, dass er es unter der sorgfältig polierten, unauffälligen Oberfläche kräftig krachen und brodeln lässt.« (Peter Landerl, Literaturhaus Wien)

»So feine Analysen versteckter wie plumper Machtsignale und -rituale sind in der Literatur von Männern selten zu finden.« (Evelyne Polt-Heinzl, Die Furche)

»In jeder der Geschichten scheint die Anlage für einen ganzen Roman zu stecken.« (Barbara Wakolbinger, skug)

»Strobel verfügt über das Talent, den öden Alltag durchschnittlicher Charaktere mit einem nichtssagenden Leben in gar nicht viele und noch weniger hochtrabende, dafür umso treffendere Worte zu fassen.« (Ewald Schreiber, city-Magazin Wien)

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