Buchcover
Miguel de Unamuno

Selbstgespräche und Konversationen

1997
engl. Broschur , 15 x 21 cm
256 Seiten
Essays, ausgewählt und aus dem Spanischen übersetzt von Erna Pfeiffer.
ISBN: 9783854204534
€ 19,00

AUTOREN

Textauszug

Ja, gnädige Frau, unsere Kultur, auch die der Frauen, ist eine männliche Kultur, mit all den Vorteilen und Unzukömmlichkeiten der Männlichkeit. Die Mitarbeit der Frauen an ihr tendiert dazu, sie familiärer zu machen, und das ist ein Vorteil, aber ich habe mich in meinem Artikel darauf beschränkt, alle Schwierigkeiten aufzuzeigen, von denen diese Mitarbeit umgeben ist.
»Soll eine Frau schreiben?« fragen Sie sich, und ich antworte: »ja, sie soll schreiben; aber – das gilt für sie ebenso wie für den Mann – nur, wenn sie etwas zu sagen hat.« Und daß sie sich dazu eines von Männern und für Männer geschaffenen Instruments bedienen muß, einer literarischen Sprache, die Frucht einer vorherrschend männlichen Zivilisation ist, heißt beileibe nicht, daß die Frau intellektuell unterlegen sei. Meine männliche Logik kann diesen Schluß nicht recht sehen. Das heißt, daß ein Franzose, selbst wenn er in irgendeiner Angelegenheit mehr Talent hätte als ein Spanier, schlechtere Vorbedingungen vorfände als ein Spanier, der in seiner Sprache schriebe. Nun, was die Frau tun kann, ist, das Instrument zu verändern, doch welch harte Aufgabe!
Ich empfinde keine abergläubische Verehrung für die literarische Sprache, die zwischen Emphase und Trockenheit schwankt, zwischen dem rhetorischen und dem aphoristischen Ton, eine typische Eigenheit von Männern. Wenn der Mann nicht emphatisch und aufgebläht ist, ist er knapp und trocken oder, um es à la española zu sagen, wenn er nicht gongorinisch ist, ist er culteranistisch. Selten versteht er es, gehaltvoll ohne Brimborium zu sein und einfach ohne Affektiertheit. Und wenn die Frau beginnt, auf Männerart zu schreiben, literarisch nämlich, dann akzentuiert sie die Defekte zusätzlich.

Erstmals eine größere Sammlung an Essays, die das so quer gegen alle Ideologien liegende Denken von Miguel de Unamuno repräsentativer vorstellt. Erna Pfeiffer hat für diesen Band hauptsächlich Texte über Spanien und die Spanier, über das Reisen und das Schreiben ausgesucht. Wer in dem neu aufgeflammten Interesse an diesem spanischen Schriftsteller insbesondere den Polemiker, den engagierten Bürger und immer eigenständigen Intellektuellen Unamuno kennenlernen möchte, der findet in Selbstgespräche und Konversationen eine Fülle von unkonventionellem, klugem – und hervorragend übersetztem – Material.

Presse

»Der einst Spaniens Linken wie Rechten unbequeme Miguel de Unamuno findet wieder die gebührende Beachtung.« (Die Furche)

»Eine Kollektion ausgesuchter Schätze.« (Thomas Ballhausen)

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