Buchcover
Dominik Steiger

sink um i alle minuti

2001
engl. Broschur mit Autograph in Schuber , 13 x 21 cm
76 Seiten
ISBN: 9783854205616
€ 180,00

AUTOREN

Textauszug

camping in der müllhalde. ein vater mit feiner mutter die was drei kinder haben sitzen im dreck oben. unten fliesst verkehr in schnellen schüben hinüber. zum bahnhof raus kömmt graf bobby, sieht sich kurz überall um geht stracks zur müllh. küßt der frau die hand, nimmt schaufel und besen und arbeitet ein wenig. leute in umliegenden gärten süße bonbons luzzend sehn erstaunt zu. ihr alfabet fröstelt beim zusehn. essen kommt auf die tische. lastwagen schieben über die bühne mehr müll als tüll. der graf und seine freunde nicken den chauffeuren ihre grüße. in regelmäßigen abständen lebt es sich am müllberg vernünftiger als unten auf dem unruhigen gelände. da strömt unberechenbares ein das die leute verwirrerisch umschliesst. oben bei hans u.grete zieht der frische wind das deutungsbewußtsein ins reinere element gleichmäßig feinen staubs. an ihm nehmen wir maß für unser tun und wenn wir etwas vom tonus an stäube abgeben, leuchtet o. oszilliert es gelegentlich im gegenlicht. unser neuer mitbewohner der herr graf siebt gewisse mengen für sein i-jing-orakel. er hat manchmal rats nötig, espezial, wenn in ungewohnter umgebung. hier ist nicht die eden-bar, nota bene. lücken im bewußtsein tun ein übriges. rege man sich nur nicht auf – dampft auch der kot, bewahr er seinen kühlen kopf. im kot des zivilen lebens schwingt auch dicke mit das unverdaute. dergestalt, daß so mancher arme frau seinen weg erst finden muß im dürren überfluß paradoxerweise. eins jedenfalls stimmt: wir kicken den ball auf der spitze des mülls an, das match wird in stäuben einerseits zerebraliter andererseits zelebriert. den grafen bobby und ihren frauen in den proszeniumslogen der müllhalden ein hipp hipp hurra! wir alle arbeiten bis zum umfallen.

10 Exemplare in schwarzem Schuber, mit einem Diptychon mit beigelegtem Autograf, signiert und numeriert.

Der Sinngummi-Autor über sink um i alle minuti: erklärungsversuch zu »arbeit der aufhebung« aus meinem lebenslauf. über mein bisheriges werkeln – faltblatt des buchdienst fesch/tagtraumarbeiterpartei, wien 1993, mit dem foto eines wiener flakturms und dem von mir dazu verfassten gstanzl »litter a tower (f.literatur) – husterei hysterie historie«; beispielhafter versuch, masse lapidar-literarisch aufzuheben – leichtsinnig?

schon früh arbeitsverpflichtet – kinderstubenzwangsarbeit (z.b. schönschreiben zur strafe) – trieb stärkere feder mich bald aus dem haus. in der großen weiten welt mich umzutun war mein idioeidetisch programm, handfester boykott diktierter arbeit eine ausgemachte sache für den boy. nach einer reihe von selbstversuchen in lebenverachtender melancholie (das mehl-an-kohle-syndrom nicht ganz untypisch für den bäckersohn) scheues wiedereintauchen in das scholastische medium sprache. seither 66 bemühungen, inzwischen aufgeschnapptes mit meinem tastenbiofon zu papier zu bringen – lebensaufgabe 1a/tisch traum a. schon beim überfliegen meines vorletzten buches thingummy, droschl verlag 1994, begriff ich mich in anlehnung an herrn Freud als tagtraumarbeiter-leicht. mehr noch nach fertigstellung meines letzten buches sinngummis à la minute, selber verlag, 1997, einer sammlung fänofonogrammatischer versuche selbstaufhebender art mit der nebenabsicht, spirituelle levitationsereignisse bei anderen zu provozieren sowie brausepulver zu geistigem lift fertig mitzuliefern.

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