Buchcover
Felix Philipp Ingold

Tagesform

Gedichte auf Zeit
2007
gebunden , 13 x 21 cm
96 Seiten
ISBN: 9783854207221
€ 16,00

AUTOREN

Textauszug

Speranza

Das Zittern der Espe beim Gemaltwerden
macht den Schein aus und in spe
das Warten voll. Das Bild verschwindet
während es entsteht. Vollendet sich
die Täuschung oder wird mal so
mal anders Tausch. Wozwischen bös
das Blut sich wälzt und festgestellt das Tier
erklingt. Naturgemäss der Überfluss
ins All! wenn im Falz des Buchs zum x-ten
Mal so etwas wie die Menschheit endet.

Einer der konsequentesten Einzelgänger heutiger deutschsprachiger Poesie zeigt sich mit diesem Gedichtband in allerbester Tagesform. Wie kein zweiter weiß Ingold die Doppelfunktion der lyrischen Sprache zu nutzen, Klang und Bedeutung in gegenseitiger Spannung zu halten, verborgene Subtexte ans Licht zu holen und den klangschönen Schein der Oberfläche zu dekonstruieren, bis das karge Konzentrat eines verborgenen Sinns aufscheint. Bei all diesen linguistisch und ästhetisch avancierten Schreibweisen bleibt er doch immer leicht, verspielt und wach für vielerlei Möglichkeiten sinnlicher Erkenntnis am Leitfaden der Sprache. Auch vor Kalauern und parodoxen Scherzen scheut Ingold nicht zurück, der damit der Erlebniswelt des modernen Gedichts und seinem vielfältigen Formenreichtum ganz respektlos seine Reverenz erweist.

Muss man erwähnen, dass der Motor dieses lyrischen Sprach-Spiels tiefer Ernst ist? Dass die Trauer um die letztendliche Vergeblichkeit der Dichtung (»kein noch so/ Heiliger weiss Zahl und Namen aller/ die tot sind«) in Leben und Text nicht zu verdrängen ist? Umso mehr bewundern wir die Haltung, mit der Ingold der dichterischen Rede auch in dürftiger und düsterer Zeit präzise Leichtigkeit verleiht.

Presse

»Aus ihrem Dunkel fördert er die Wörter ans Tageslicht, in dem sie aufblitzen.« (Samuel Moser, NZZ)

»Ein furioses Klangspiel. Ingold führt einmal mehr virtuos vor, wie sich lautverwandte Wörter, die semantisch wenig miteinander gemein haben, ›als selbständige Attrasktoren gegenseitig verbinden‹. (…) Ingold will uns aufwecken aus unseren bewusstlosen Routinen der alltäglichen Rede.« (Michael Braun, Schweizer Monatshefte)

»Jedes Gedicht hebt mit einer raffinierten Doppeldeutigkeit an, die ausgesponnen und dann in Spannung objektiviert wird – große Wortkunst, die anzuempfehlen ist.« (Martin A. Hainz, literaturkritik.de)

»Sich am poetischen Kalender zu erquicken oder sich auf den weithin mäandernden Fluss der ganzen Trilogie einzulassen, ist gewiss ein sinnreicher Appell an eine leidenschaftliche Leserschaft.« (Florian Vetsch, saiten)

»Im besten Sinn Wiederaufnahmen, die sich aneinanderreihen und einunddasselbe aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.« (Wiener Zeitung)

»Subtil und vor allem hörbar setzt Ingold seine stilistischen Mittel ein. Rhythmische Binnenreime, überraschende Anspielungen, eigenwillige Wortwendungen (…) virtuos.« (Der Bund)

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